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Billiges Öl

Öl wird längerfristig billig bleiben, weil die Förderländer davon so viel wie möglich absetzen möchten, bevor sich die globalen Industriegesellschaften gegen den fossilen Energieträger entscheiden. Die Weltwirtschaft steht vor einer enormen Herausforderung, unter anderem, weil die meisten Akteure an den Finanzmärkten nicht mit einer Trendwende rechnen.

Warum beim Erdöl weitere Preissenkungen bevorstehen

Für Experten wirken folgende drei Faktoren zusammen und sorgen für anhaltend niedrige Ölpreise:

  • Das weltweit wachsende Umweltbewusstsein gefährdet das Geschäftsmodell der OPEC-Länder. Auch aus diesem Grund bringen die Förderstaaten so viel Öl wie möglich auf den Markt.
  • Gleichzeitig haben die Exporteure den global angestrebten Abschied vom Öl erkannt, sie möchten der Weltwirtschaft alternative Lösungen anbieten und sammeln daher über einen niedrigen Ölpreis Investitionskapital ein.
  • Der Preiskampf wurde durch die US-amerikanische Fracking-Methode intensiviert und bringt im Wettbewerb weitere Preissenkungen hervor.

Billige Energie wird einerseits von den Verbrauchern begrüßt und stellt andererseits die Weltwirtschaft vor neue Probleme.

Für die Autoindustrie sind niedrige Ölpreise innovationshindernd

Die Autobauer gingen von weiter steigenden Ölpreisen aus und wollten sich bei Barrelpreisen von mehr als 100 Dollar mit alternativen Antrieben profilieren. Milliardensummen flossen beispielsweise in Hybridtechnologie und elektrisch betriebene Kraftfahrzeuge mit dem Ziel, die Welt mit der bedeutendsten technischen Revolution der Automobilbranche zu konfrontieren. Angesichts auf Dauer niedriger Ölpreise werden diese Innovationen und der Abschied von einem gefährlichen fossilen Brennstoff auf unbestimmte Zeit vertagt.

Billiges Öl führt grüne Vorkämpfer ad absurdum

Die Weltwirtschaft sucht keine Alternativen zum klassischen Verbrennungsmotor und Unternehmen, die sich mit E-Mobilen als Pioniere profilieren wollten, fallen aufgrund der globalen Ölschwemme einfach aus. Ökonomen befürchten einen Rückfall in die alte Verschwendungssucht, welche von der irrigen Annahme eines dauerhaft niedrigen Ölpreises gestärkt wird. Anstrengungen zur Energieeffizienz bleiben auf der Strecke.

Falsche Anreize für die Weltwirtschaft

Ressourcenschonende Innovationen werden angesichts vermeintlich fehlender Notwendigkeit nicht mehr gesucht, da momentan Öl im Überfluss verfügbar scheint. Spätestens bei einer Normalisierung des Preises könnte dies zum Nachteil werden, weil wertvolle Zeit für Forschung und Entwicklung unwiederbringlich verloren ist.

Billiges Öl ist eine Gefahr für die Weltwirtschaft und in der Eurozone flammt die Deflationsdebatte erneut auf. Die EZB könnte deswegen noch mehr Staatsanleihen aufkaufen und länger als vorgesehen Geld in die Wirtschaft pumpen.