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EZB Leitzins

Leitzins der Europäischen Zentralbank im Zeitverlauf

Deutsche Sparer verlieren ihren Wohlstand und sehen die Ursache dafür beim EZB-Chef Mario Draghi. Der weist jede Kritik mit dem Einwand von sich, dass es auch früher Perioden mit niedrigen Zinsen gegeben habe.

War früher wirklich alles schlimmer?

Der deutsche Sparer leidet enorm unter den Niedrigzinsen, Mario Draghi verteidigt sein Handeln mit dem Argument, dass die Vergangenheit wesentlich gefährlicher war. Er räumt zwar ein, dass der Leitzins in der Tat sehr niedrig sei, gleichzeitig würde sich aber auch die Inflation auf einem Rekordtief befinden.

Anlässlich einer Pressekonferenz sagte der EZB-Chef, dass die Leitzinsen heute real höher wären als vor zwei oder drei Jahrzehnten. Er ließ sich zu der Aussage hinreißen, dass sich die niedrigen Zinsen dem Sparer nur schwer erklären lassen und die Medien diesen Job durch entsprechende Berichterstattung erledigen müssten.

Die Draghi-Anweisung an die Presse ist jedoch sehr problematisch, vor allem, weil der durchschnittliche Verbraucher von der EZB nur Halbwahrheiten erfährt. Natürlich lag der Leitzins bereits mehrfach unterhalb der Inflationsrate, allerdings bewegten sich die Sparzinsen immer nur kurzfristig unter der Teuerungsrate.

Sparer verlieren ihren Wohlstand scheibchenweise

Draghi stellt sich in seiner Funktion als Zentralbankpräsident keiner Kritik, sondern beschönigt die missliche Lage der Bundesbürger. Bei einer inflationsbereinigten Betrachtung des Leitzinses gab es in der Vergangenheit einige Perioden mit negativen Erträgen. Bei den langfristigen Realzinsen sieht die Geschichte allerdings völlig anders aus, die derzeitigen Negativrenditen sind für die Sparergemeinde in jedem Fall historisch einmalig.

Wenn ein Sparer von seinem Zinsertrag die Inflation abzieht, ermittelt er seine realen Zinsen. Wer beispielsweise zu derzeit völlig illusorischen Zinsen von vier Prozent spart und dabei mit einer Inflation bei fünf Prozent konfrontiert wird, verliert jedes Jahr ein Prozent an Kaufkraft. Umgekehrt können niedrige nominelle Zinsen von zwei Prozent attraktiv sein, wenn die Inflation bei 0,5 Prozent liegt.

Momentan ist von attraktiven Realrenditen keine Rede

Mario Draghi hat den Leitzins bei null festgelegt und kassiert bereits Strafzinsen von Banken. In der Folge notiert die zehnjährige Bundesanleihe bei nur 0,22 Prozent. Bei der aktuellen Inflationsrate von 0,3 Prozent werden Sparer und Investoren mit negativen Realrenditen konfrontiert. Die Kaufkraft der angesparten Gelder wird zunächst unmerklich aber konsequent aufgezehrt.

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