Unter Solvabilität ist bei einem Lebensversicherer die Eigenmittelausstattung zu verstehen. Diese Kennziffer gilt über die Branche hinaus als Indikator der Unternehmenssubstanz. An der Substanz nagen derzeit auch die anhaltend niedrigen Zinsen.
Das Mindestmaß an Solvabilität wird von der Bafin vorgegeben
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht fordert von den Versicherern eine optimale Eigenmittelausstattung. Die Unternehmen haben jedoch drängendere Sorgen, denn sie müssen gegenüber der Kundschaft einstmals gegebene Zinsversprechen einlösen und dazu hohe Reserven bilden. Das gelingt ihnen aufgrund anhaltend niedriger Zinsen immer weniger. Da ihnen zudem auch die Gewinne wegbrechen, werden einige Versicherer seitens ihrer Substanz gefährlich instabil. Gleichzeitig sitzt ihnen die Bafin im Genick.
Wenn die Solvabilität unter ein bestimmtes Niveau sinkt
Einige Lebensversicherer haben aufgrund der Zinsversprechen keine ausreichenden Mittel, um ihre Solvabilitätsquote deutlich über die von der Bafin vorgegebene Hundertprozentmarke zu erhöhen. Sollte die entsprechende Kennziffer unter hundert Prozent sinken, schaltet sich die Aufsicht ein. In der Tat ist diese Grenze für einige Anbieter bereits in Sichtweite:
- Die Aachen Münchener ist mit 109 Prozent der Schwelle verdächtig nahe.
- Auch die Anbieter Cosmos und VPV geraten mit jeweils 120 Prozent ins Visier der Bafin.
Gut ausgestattete Versicherer, wie die „Direkte Leben“ weisen hingegen eine Solvabilitätsquote zwischen 200 und 300 Prozent auf.
Sinkende Kennziffern zur Solvabilität führen zu neuen Stresstests
Die Lebensversicherer Europas müssen in einem Stresstest einmal mehr ihre Robustheit unter Beweis stellen. Dazu muss jeder Anbieter seine Daten bei der nationalen Aufsicht einreichen. Der neue Test findet unter Anwendung der aktuellen „Solvency II“ Regeln statt, da die letzte Kontrolle besorgniserregende Resultate geliefert hat. Demnach sollen, bei anhaltenden Niedrigzinsen, etwa 25 Prozent der Versicherer die von Solvency II gestellten Kapitalanforderungen verfehlen.
Außerdem sind die nationalen Aufsichten dazu angehalten, diesmal mindestens 75 Prozent aller Lebensversicherer eines Landes genauer auf ihre Solvabilität zu prüfen. Vor allem die Anbieter, die zahlreiche Zinsversprechen aus Altverträgen erfüllen müssen, werden die Hürden des Tests nur mit allergrößter Anstrengung überwinden.