06471 3 777 888 mail@schevefinanz.de

Helikoptergeld

Helikoptergeld ist für EZB-Chef Draghi ein interessantes Konzept, wohl auch, weil die bislang in das Finanzsystem gepumpten Milliarden so gut wie nicht in der Realwirtschaft ankommen. Der nachfolgende Beitrag stellt einige Verteilvarianten vor.

Was ist eigentlich Helikoptergeld?

Zunächst sei gesagt, dass die Idee nicht von Draghi, sondern vom Nobelpreisträger Milton Friedman stammt. Um die Wirkungsweise der innovativen Geldpolitik verständlich zu demonstrieren, zeichnete Friedman ein Bild mit einem fliegenden Hubschrauber, der Dollarscheine abwirft und damit drei Dinge erreicht:

  • Steigenden Konsum.
  • Anziehende Preise.
  • Inflation

Mario Draghi hat das mittlerweile verstaubte Konzept ebenso aus einer Schublade geholt, wie vor ihm der ehemalige Federal-Reserve-Chef Ben Bernanke. Wie dieser will auch Draghi damit der Deflation Einhalt gebieten. Im Gegensatz zu seinem bisherigen Ansatz, bei dem die Milliarden einfach nicht dahin wollen, wo sie gebraucht werden, würde Helikoptergeld direkt bei den Verbrauchern und damit in der Wirtschaft ankommen. Geld ohne Gegenleistung weckt natürlich Begierden, daher gibt es mittlerweile mindestens drei Verteilvarianten.

1. Der Staat verteilt von der EZB gedrucktes Geld

Diese Helikoptergeld-Variante hat Bernanke bereits mit 100 Milliarden Dollar praktiziert, das Geld kam in Form von Steuerrückerstattungen bei den amerikanischen Haushalten an. Das Problem: Die beschenkten Verbraucher erwarten zu Recht, dass der Staat sich die Geschenke irgendwann wieder zurückholt, und legen das Geld größtenteils für zukünftige Steuererhöhungen beiseite.

2. Die EZB überweist das Geld direkt an die Konsumenten

Dies wäre vermutlich die effizienteste Version von Hubschraubergeld, wobei die Zentralbank für jeden Bürger ein kurzfristiges Konto eröffnen würde und über ein zeitnahes Verfallsdatum schnellen Konsum erreichen könnte. Dennoch wäre es wahrscheinlich, dass Verbraucher aus einem Teil dieses Geldes Rücklagen bilden würden.

3. Der Staat investiert das von der Zentralbank gedruckte Geld

Bei dieser Art von Helikoptergeld würden nicht die Verbraucher, sondern die europäischen Regierungen vom Geldsegen profitieren. Der Staat würde die Summe wahrscheinlich vollständig ausgeben, z.B. für Schulen und Infrastruktur. Da aber staatliche Ausgaben bestimmten Regeln unterliegen, würde es wohl einige Zeit brauchen, bis die Investitionen getätigt wären.

Wenig Chancen auf Realisierung

Derzeit stehen alle Beteiligten der Idee Helikoptergeld skeptisch gegenüber, wobei zwei Aspekte die Aversion stützen: Einerseits wird schwindendes Vertrauen ins gegenwärtige Geldsystem befürchtet. Andererseits wäre nicht mit Leistung verbundenes Geld eine völlig neue Erfahrung für die Bürger und keiner weiß, wie die darauf reagieren würden.

zur Artikelübersicht