Sparweltmeister sind die Deutschen längst nicht mehr, sparen bei Zinsen nahe null ist keine Tugend, sondern sorgt langfristig für Vermögensschwund. Sollten die Erträge in den negativen Bereich rutschen, wollen die meisten sogar ihre Konten räumen.
Sparen war gestern
Die Europäische Zentralbank hat den Deutschen mit ihrer Geldpolitik die Sparmoral genommen. Diejenigen, die noch über ausreichende Mittel verfügen, wollen diese aufgrund minimaler Zinsen nicht mehr den Banken überlassen. Der Rest hat einfach kein Geld, das auf die hohe Kante gelegt werden kann. Eine aktuelle Studie der ING-Bank ermittelt einen deutschen Sparer-Anteil von lediglich 64 Prozent. Damit sackt der einstige Sparweltmeister ins europäische Mittelfeld ab und wird von Luxemburg, Holland, Großbritannien sowie Frankreich überholt.
Die EZB möchte den Inlandskonsum ankurbeln
Die Studie beweist, dass dies nur bei etwa 33 Prozent der deutschen Sparer gelungen ist. Etwa 26 Prozent könnten sich angesichts stabiler Einkommenssituation das Sparen weiter leisten. Allerdings macht es für diese Gruppe wenig Sinn, da kaum Renditen zu erwirtschaften sind. Die Befragung bringt noch dramatischere Ergebnisse an den Tag, wenn das Bankgewerbe den Sparzins unter die Nulllinie fallen lässt.
Der endgültige Abschied von einer sinnvollen Tradition
EZB-Strafzinsen für Banken können durchaus in negativen Zinsen beim Sparen resultieren. In diesem Fall würden etwa 80 Prozent der Deutschen ihre Bankeinlagen sofort kündigen. Allerdings nicht, um Herrn Draghi seinen sehnlichen Konsumwunsch zu erfüllen, das käme nur für 13 Prozent infrage. Das Geld an einem vermeintlich sicheren Platz deponieren, wäre für 44 Prozent eine Option. Weitere 43 Prozent würden sich endlich einmal für lohnendere Anlageformen interessieren.
Europaweit sinkende Spareinlagen
Die Hälfte aller Sparer Europas verfügt über weniger als 10.000 Euro Sparguthaben pro Person, für weniger als ein Fünftel hat sich das Sparen im vergangenen Jahr noch rentiert. Für ein Drittel resultierte das Sparverhalten 2015 in einem Verlustgeschäft. Im wirtschaftlich soliden Deutschland sind die Werte mit 23 Prozent Rückgängen und 24 Prozent Zuwächsen noch einigermaßen ausgeglichen.