In der Bundesrepublik wächst der Wohlstand, wie in anderen Volkswirtschaften auch, nur noch langsam. Sind jetzt Arbeitsplätze und Reichtum in Gefahr oder müssen wir Wohlstand in den Statistiken einfach nur neu definieren?
Ein Beispiel für sinkenden Wohlstand?
Die Musikindustrie hat in Deutschland seit 15 Jahren einen Umsatzrückgang zu beklagen – um etwa 40 Prozent. Dies könnte als ein Verlust von Wohlstand definiert werden. In der Realität hören aber mehr Konsumenten Musik als je zuvor, nur laden sie sich ihre Songs gratis aus dem Internet oder nutzen preiswerte Streamingdienste. Der dadurch weiterhin vorhandene Verbraucherwohlstand taucht jedoch in keiner Statistik auf.
Wachstum alleine zählt nicht mehr
Das extreme Beispiel aus der Musikindustrie trägt zum Verständnis der gerade ablaufenden Entwicklung in den Industrienationen bei. Die üppigen Wachstumsraten früherer Jahrzehnte sind Geschichte, ab jetzt dominieren langsameres Tempo und moderates Wachstum. Das Problem dabei: Seit Kriegsende definieren Wissenschaftler und Politiker Wohlstand durch Wachstum. Dem entsprechend bedeutet jede Stagnation das Ende aller rosigen Aussichten in Bezug auf Rente und Reichtum.
Wir machen es uns diesbezüglich zu einfach, denn es kann durchaus Wohlstand geben, der nicht an Wachstum gebunden ist. Es gibt zahllose Beispiele dafür, deren Auflistung jedoch den Rahmen dieses Beitrags sprengen würde.
So hat beispielsweise das Internet für globalen Wohlstand gesorgt. Vor allem Google stellt Wissen zu allen Bereichen kostenlos zur Verfügung, dessen Wert pro Jahr mit mehr als 300 Milliarden Dollar zu veranschlagen ist.
Wir müssen uns von der monetären Berechnung des Wohlstands verabschieden
Gerade bei einer stagnierenden Bevölkerungszahl kann kein ausschließlich auf Wachstum beruhender Wohlstand erwartet werden. Wer bitte schön soll denn jedes Jahr mehr Autos, Handys oder Fernseher kaufen, wenn nicht der Nachwuchs. Da es den nicht gibt, müssen wir uns anderen Bewertungsmodellen zuwenden. Das ständige Wachstum ist an natürlichen Grenzen angekommen, der Wohlstand kann allerdings weiter steigen, insbesondere dann, wenn er alternativ und nicht mehr in Geld gemessen wird.